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Ein Millimeter vom Triumph: Der TC Rungg und ein Herzschlagfinale in Turin

Es war ein Tag, der alles bot, was den Sport ausmacht: Triumph und Tragik, Euphorie und Ernüchterung. Der TC Rungg Südtirol Yogurteria kämpfte wie Löwen im Finale der Serie A1 BY BMW, um am Ende im Circolo Stampa Sporting von Turin hauchdünn dem TC Crema unterlegen zu sein – nach zwölf atemlosen Stunden voller Dramatik, Spannung und Emotionen

di | 09 dicembre 2024

TC Rungg

Federico Gaio Alle Fotos: (C) Sposito (FITP)

Am Ende war es ein Ball. Ein einziger Ball. Beim Stand von 5:2 im Match-Tiebreak des Entscheidungsdoppels wurde ein Schlag von Crema gutgegeben, der, so Trainer Manuel Gasbarri, „klar im Aus war“. Statt 6:2 für Rungg stand es 5:3 – und was folgte, wird für immer in den Annalen des italienischen Mannschaftstennis stehen: Crema drehte das Momentum, punktete sechsmal in Folge und machte den 4. Meistertitel der Vereinsgeschichte perfekt. „Wir waren einen Millimeter vom Triumph entfernt“, sagte Gasbarri später sichtlich gezeichnet, „aber der Sport ist manchmal grausam.“

Ein Finale mit atemraubenden Wendungen

Die Partie begann verheißungsvoll für die Südtiroler, die erstmals in ihrer Vereinsgeschichte vor der Chance standen, den Scudetto zu gewinnen. Rungg-Ass Federico Gaio bewies auf Position drei einmal mehr seine Klasse. Nach einem verlorenen ersten Satz gegen Andrea Arnaboldi drehte er auf, zwang seinen Gegner in einen entscheidenden dritten Durchgang – und profitierte letztlich von den muskulären Problemen des Crema-Spielers, der beim Stand von 3:6, 6:3, 4:5 aufgeben musste. Im Parallelspiel führte Maximilian Figl bereits mit 6:4 und 4:1, doch was folgte, war eine Aufholjagd des Crema-Spielers Leonardo Cattaneo, die ihresgleichen sucht. Mit unbändigem Willen sicherte sich dieser den zweiten Satz 7:5, verwandelte einen 1:3-Rückstand im dritten Satz in ein 6:3 und glich die Gesamtwertung aus.

Als Alexander Weis auf Position zwei gegen den überragenden Nicholas-David Ionel mit 4:6, 4:6 unterlag, lag der Druck auf den Schultern von Santiago Rodriguez Taverna. Der Argentinier zeigte sich dieser Last gewachsen, brillierte mit taktischer Finesse und glich durch ein 6:4, 6:4 gegen Samuel V. Ruggeri erneut aus. Es stand 2:2, und alles lief auf die Doppel hinaus.

Die Doppel entscheiden

Das erste Doppel, besetzt mit Weis und Marco Bortolotti, war ein echter Krimi. Trotz zweimaliger Breakführung und eines Satzballs im zweiten Durchgang mussten sie sich Ruggeri/Ionel mit 3:6, 6:7 (5) geschlagen geben. Doch Gaio und Figl zeigten im zweiten Doppel Nervenstärke, wehrten vier Satzbälle ab und erzwangen durch ein hart erkämpftes 6:4, 7:6 (8) das alles entscheidende Champions-Doppel.

Und dieses Champions-Doppel hätte an Dramatik nicht überboten werden können. Gaio und Figl spielten groß auf, führten lange und waren dem Titel greifbar nahe – bis zu jenem ominösen Punkt beim Stand von 5:2 im Match-Tiebreak. Statt 6:2 und einer beruhigenden Führung stand es plötzlich 5:3, und der Traum begann zu zerbröckeln. Crema nutzte die Gunst des Moments, holte Punkt um Punkt und sicherte sich durch ein 10:7 den Titel.

Die bittere Schönheit des Sports

Bei der Siegerehrung fand Trainer Manuel Gasbarri, erschöpft und emotional, Worte, die tief berührten. „Ihr habt alle wie Löwen gekämpft“, sagte er an sein Team gerichtet. „Natürlich schmerzt das Ergebnis, so wie vor drei Jahren, als wir mit den Damen ebenfalls einen Silber-Teller mit nach Hause nahmen. Aber das ist der Sport, das ist Tennis. Heute tut es weh, doch morgen ist ein neuer Tag, und 2025 wartet auf uns.“

Trotz des schmerzhaften Ausgangs war es ein denkwürdiger Tag – für die Spieler, für den Club und für die Fans. Ein Tag, an dem der TC Rungg nicht nur verloren hat, sondern sich in die Herzen einer Tennis-Nation spielte.

 

ALLE ERGEBNISSE IM ÜBERBLICK

SERIE A1 HERREN: PLAY-OFFS, FINALE

TC Crema – TC Rungg Südtirol Yogurteria 4:3

Samuel Vincent Ruggeri (ATP #257) – Santiago Rodriguez Taverna (ATP #278) 4:6, 4:6

Nicholas-David Ionel (ATP #327) – Alexander Weis (ATP #432) 6:4, 6:4

Andrea Arnaboldi – Federico Gaio (ATP #613) 6:3, 3:6, 4:5, Aufgabe Arnaboldi

Leonardo Cattaneo (ATP #1862) – Maximilian Figl (ATP #1569) 4:6, 7:5, 6:3

Ruggeri/Ionel – Weis/Marco Bortolotti 6:3, 7:6(5)

Riccardo Bonadio/Lorenzo Bresciani – Gaio/Figl 4:6, 6:7(8)

Ruggeri/Ionel – Gaio/Figl 5:7, 7:5, 10-7

 

 

 

 

Leonardo Cattaneo jubelt nach seinem Sieg  Foto Sposito(FITP)

Leonardo Cattaneo jubelt nach seinem Sieg Foto Sposito(FITP)

Der Moment des Sieges. Vincent Ruggeri jubelt am Boden liegend.

Der Moment des Sieges. Vincent Ruggeri jubelt am Boden liegend.

Maxi Figl

Maxi Figl

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